Eine Änderung der momentanen Lebensbedingungen wird als Nachteil angesehen. Dies ist völlig verständlich: Es wäre für Menschen wunderbar, wenn es einfach so weitergehen könnte. Dies ist aber nicht der Fall. Auch für diejenigen, die sich momentan von den Folgen abkoppeln können, wird es Nachteile geben. Die REU Währung soll kurzfristige und egoistische Vorteile zurücknehmen und so einen nachhaltigen, sehr viel vorteilhafteren Lebensstil fördern.
Langfristige Konsumentscheidungen wurden vor der REU Einführung unter anderen Voraussetzungen getroffen:
Um die Akzeptanz zu erhöhen, muss es Übergangsfristen geben. Z.B. könnte das gesamte REU Budget großzügig bemessen sein und dann über Jahre verkleinert werden. Regierungen können auch Investitionsprogramme auflegen, mit denen auf ressourcenschonendere Produkte (Wärmedämmungen, Heizung, PKW Kaufanreize, …) umgestellt werden kann. Von diesen Programmen gibt es bereits heute eine Vielzahl, die aber durch die REU Kosten sehr viel attraktiver werden.
Viele der Nachteile würden nicht entstehen, wenn Entscheidungen schon heute und nach aktuellem Wissensstand mit ökologischer Weitsicht getroffen würden. Leider ist es so, dass niemand, der es sich irgendwie leisten kann, Rücksicht auf ökologische Aspekte nehmen muss, er tut dies momentan nur aus moralischen Überlegungen. Für diejenigen, die ökologischen Aspekte zu wenig berücksichtigen, werden sich die größten Umstellungen bei der Einführung von REU ergeben, hier schließe ich mich selber ein.
Richtig ist, das REU ein ökologischeres nachhaltiges Wirtschaften in Entscheidungen einbezieht. Aber ein Zwang, im Sinne von Erpressung oder Nötigung, ist die Währung nicht. Sie ist ein marktwirtschaftliches Instrument mit voller Entscheidungsfreiheit der Geschäftspartner, genauso wie beim normalen Geld.
Niemand kann mich zwingen ein Auto zu kaufen. Aber wenn ich es kaufe, dann muss ich einen Preis bezahlen.
Niemand kann mich zwingen eine Ressource von der Gärtnerin zu kaufen. Aber wenn ich die Ressource in Anspruch nehme, dann muss ich einen Preis zahlen.
Nur weil bisher Ressourcen umsonst waren und nun der REU Preis als neue Randbedingung auftaucht, erscheint uns dies als ein Zwang. Dabei ist es gerade umgekehrt: Wir erzwingen von der Natur mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln Ressourcen. Oder schärfer ausgedrückt: Wir bestehlen die Ökosysteme, wir bestehlen Menschen um ihre Lebensgrundlage, wir bestehlen zukünftige Generationen.
Letztendlich ist der REU Preis nur ein Hilfsmittel zur Veranschaulichung der realen Sachzwänge, die sich aus der Begrenztheit unseres Planeten ergeben.
Es wird geringwertige Produkte geben, die auch einen kleinen REU Preis haben. Insbesondere im Vergleich zu z.B. den CO2 Kosten einer Flugreise.
Ein Beispiel wäre ein einzelner Plastikstrohhalm, den ich mit einem Cocktail kaufe: Der Cocktail selber (Produktion, Transport, Herstellung) wird sehr viel mehr REU Kosten als der Strohhalm. Warum sollte ich dann auf den Strohhalm verzichten? Werden seine REU Kosten spürbar?
Allerdings wird der Verkäufer der Plastikstrohhalme in seiner REU Bilanz einen wahrnehmbaren Posten für Strohhalme finden und versuchen auf sie zu verzichten, damit der REU Preis seiner Cocktails doch etwas günstiger werden kann.
Für die Bewertung des Strohhalms könnte es trotzdem nicht ausreichen, nur die Plastikmenge zu beurteilen. Aus Sicht der Gärtnerin ist der Strohhalm schädlich, überflüssig und unerwünscht. Die REU Kosten könnten zusätzlich diese Fakten berücksichtigen:
Verbraucher müssen nach Einführung zwei Kostenziele berücksichtigen. Damit werden Entscheidungen um eine Dimension erweitert und (noch) komplexer. Andererseits müssen ökologische Aspekte berücksichtigt werden und die REU Währung macht dies so leicht und transparent wie möglich.
In einer Übergangsphase könnten gegenteilige Effekte entstehen: Wenn zunächst nur fossile Brennstoffe berücksichtigt werden, könnten Flächen zum Anbau von Energiepflanzen zunehmen. Daher sollten für den Flächenverbrauch möglichst früh REU Kosten eingeführt werden.
Es könnte z.B. sein, dass Wald in ökologisch weniger wertvolles Weideland umgewandelt wird, um Rinder artgerecht zu halten. Dies könnte dazu führen, dass bei einem unveränderten Fleischkonsum sehr viel Wald vernichtet würde.
Auch hier wäre es wichtig die Entwertung von Flächen so bald wie möglich mit REU zu bepreisen, diese würde dann den Fleischkonsum reduzieren.
Wie jedes Produkt und Aktivität hat auch die Einführung des REU einen ökologischen Preis:
Die entscheidende Frage ist jedoch, ob der REU in Summe den Ökosystemen mehr nützt oder schadet.
Zu schnelle Verhaltensänderungen würden bestehende Produkte benachteiligen und Unternehmen und Industriezweige gefährden. Die Änderungsgeschwindigkeit müsste durch das REU Budget und die REU Kosten auf ein erträgliches Maß reduziert werden, dass aber trotzdem in absehbarer Zeit zu einer perfekten Nachhaltigkeit führt.
Andererseits gibt es bereits viele nachhaltige Produkte und Lösungen, die im Moment wegen der Kosten nicht eingesetzt werden. Diese würden durch die REU Kosten attraktiver.
So wie ressourcenintensive Produkte Marktanteile verlieren werden, so werden bessere Produkte Marktanteile gewinnen. Der REU wird einen Umbruch mit Chancen und Risiken auslösen.
Kleine Unternehmen können eventuell nicht so energiesparend produzieren: Sie benötigen vielleicht mehr Energie, da die Prozessschritte nicht kontinuierlich sind oder aufeinander abgestimmt sind, z.B. Nutzung von Prozesswärme oder Blockheizkraftwerken. Evtl. lohnen sich Energiesparmaßnahmen nicht, weil die Investitionskosten zu hoch sind. Andererseits können kleine Unternehmen schneller innovative Produkte entwickeln und flexibler auf neue Marktchancen einstellen.